Author: Harald Voigt Title: Die Festung Sylt Geschichte und Entwicklung der Insel Sylt unter militärischem Einfluss 1894-1945
Description: , Nordfriisk Instituut ;, Nr. 109, Nordfriisk Instituut Bredstedt, Touristik- und Reiseführer (1992). 254, 23,8 x 16,8 x 0,8 cm, Hardcover. Zustand: 2. Da ich geschichtlich sehr interessiert bin, hat mich auch die jüngere Geschichte von Sylt gereizt, zumal dieses Buch seit Jahren vergriffen ist und ein vegleichbares Werk nicht existiert. Schon die äussere Aufmachung dieses Buches – zwei englische Luftbildaufnahmen vom Nordteil und von der Südspitze der Insel vom August 1945 bzw. vom 21. Februar 1944 machen den Leser neugierig. Auf den Innenseiten entdeckt man dann zwei Karten, die erste aus dem Ersten Weltkrieg (1917-1918), enthält alle damals vorhandenen militärischen Anlagen, wie Küstenbatterien, Militärlager, Funkstationen oder Hafenanlagen. Die zweite Karte, aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, vom 21. August 1944, ist leider unvollständig. Hier fehlen notwendige militärische Anlagen. Harald Voigt hat sich in seinem Buch über das Festungswesen auf der Insel Sylt mit der Geschichte und Entwicklung aus militärischer Sicht befasst, wie der Untertitel besagt, im Zeitraum zwischen 1894 und 1945. Der Inhalt ist in vier grosse Abschnitte gegliedert. Der erste, „Die Insel Sylt im Rahmen der preussischen Militärplanung 1894-1914“, schildert anhand von historischen Dokumenten, wie sich Sylt allmählich zu einer Festungsinsel entwickelte. Fotos zeigen den damaligen Zustand von Schiffen, Häfen, Verkehrswegen (noch ohne den Hindenburgdamm), die Inselbahn, die Einsamkeit einzelner Orte wie zum Beispiel Lists und auch erste militärische Bautätigkeiten in Form von Barackenlagern und Hafenausbauten auf dem Eiland. Im zweiten Abschnitt „Sylt im Ersten Weltkrieg 1914-1918“ geht es um die Mobilmachung. Dadurch veränderte sich auch das Leben auf der Insel. Statt Kurgästen kamen nun Soldaten nach Sylt, die zum Teil in Hotels, Pensionen und Kinderheimen einquartiert werden mussten. Aus der Westerländer Mittelschule wurde ein Reservelazarett, die Sylter Dampfschifffahrtsgesellschaft stellte ihre Schiffe für Truppen- und Materialtransporte zur Verfügung. Das galt auch für die Inselbahn, die durch weitere Militärbahnen und Zusatztrassen verstärkt wurde. An der Westküste, im Dünenbereich, wurden fünf Batterien unterschiedlicher Stärke mit offenen und bunkerähnlichen Räumen für Munition, Fernsprechzentralen und Unterkünften gebaut, Minensperren zwischen Hörnum und Amrum sowie vor List verlegt. Harald Voigt berichtet über Kampfhandlungen im Umkreis der Insel und von wetterbedingten Schwierigkeiten der Aufklärungsflüge per Flugzeug oder Zeppelin. Inselkommandant und Inselbürgermeister, beide mit Sitz in Westerland, arbeiteten eng zusammen, unter anderem darin, für eine ausreichende Versorgung des Militärs und der Zivilbevölkerung zu sorgen. Angegriffen wurde Sylt zu diesem Zeitpunkt kaum, jedoch liess angeblich „der Geschützdonner der schweren Schiffsartillerie während der Skagerragschlacht im Frühjahr 1916 auf den Inseln die 'Fenster und Türen klirren und klappern', und am Strande trieben später die toten Soldaten dieser Schlacht an.“ (S. 35). Zum Kriegsende hin, im Jahre 1918, meuterten auch in List und Hörnum die Matrosen. Der Lister Soldatenrat und der Westerländer Arbeiterrat übernahmen vorübergehend die Befehlsgewalt über die Inseln. Dabei kam es zu kleineren Gewalttätigkeiten und Ausschreitungen. Im November 1918 verliessen die meisten Soldaten die Insel. Die Besatzung eines amerikanischer Zerstörers überprüfte in List die Demilitarisierung, „verliess aber schon am nächsten Tag wieder den Hafen, nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass die Seeflugzeuge der Lister Flugstation demontiert waren.“ (S. 47). Es setzten Entfestigungsarbeiten ein, für die man auch Zivilarbeiter benötigte. Auch in diesem Abschnitt finden sich zahlreiche aufschlussreiche Dokumente, Bekanntmachungen, Berichte und Fotos. Im dritten Abschnitt„Sylt zwischen Friedensvertrag und Wiederaufrüstung (1919-1939)“ geht es um die Auswirkungen des Versailler Vertrags auf das Inselleben. Die Heereseinheiten mussten die Insel verlassen. Viele Soldatenbaracken wurden abgebrochen. Die Befestigungsanlagen blieben jedoch erhalten, wurden später für Artillerie-Schiessübungen genutzt. List wurde ein Standort der Reichsmarine und – ab 1935 – auch der Luftwaffe. Der neue Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Hermann Göring, besuchte Sylt mehrfach und liess sich in Wennigstedt ein Sommerhaus bauen, das heute noch vorhanden ist. Marinesiedlungen in Klinkerbauweise entstanden in List und Hörnum. Rantum bekam einen Seeflughafen, dort, wo sich heute das Naturschutzgebiet des Rantum-Beckens befindet. In Westerland wurde der Vierte Fliegerhorst angesiedelt. Der Flugplatzausbau begann 1938. Im Norden der Stadt wurde ein Luftwaffenlazarett gebaut, die heutige Nordsee-Klinik. Auch hier entstand eine Marine-Siedlung, einige im nachgeahmten Friesen-Stil errichtete Häuser wurden sogar mit kleineren Luftschutzbunkern ausgestattet. Ab 1936 errichtete der Reichsarbeitsdienst (RAD) in Tinnum, Keitum, Archsum und Morsum verschiedene Barackenlager. Am Ostrand von Westerland, mit direktem Anschluss zum Schienennetz der Inselbahn, wurde das Marinearsenal eingerichtet. Die noch aus der Zeit des Ersten Weltkriegs stammende Bunkeranlage an der heutigen Kapitän-Christiansen-Strasse in Westerland wurde zu einer Befehlszentrale und zum Hauptgefechtsstand von Sylt umgebaut. In den Zwischenkriegsjahren dienten viele der ehemaligen Militärbaracken den Erholungsuchenden als Unterkünfte. Viele Kurgäste kamen wieder auf die Insel, dennoch ging der Ausbau militärischer Anlagen weiter, wie Fotos von Artillerieständen, des Fliegerhorstes in List, der Besuche von Hermann Göring sowie Bekanntmachungen von Schiessübungen belegen. Luftbildaufnahmen von List, Hörnum und Rantum aus dieser Zeit ergänzen diesen dritten Abschnitt. Der vierte Abschnitt, „Sylt im Zweiten Weltkrieg 1939-1945“, ist mit gut 110 Seiten der umfangreichste des ganzen Buches. Sylt wurde nun zu einem wichtigen Stützpunkt im nördlichen Bereich der Deutschen Bucht. Die Sylter Küste war ab 1940 Übungsplatz für eine mögliche deutsche Invasion von England. Generalfeldmarschall von Brauchitsch und Generaloberst Halder kamen zur Visite der Manöverplätze auf die Insel. (S. 156). Westerland wurde die Kommandozentrale, zuständig für alle Nordseeinseln und Halligen bis hin zur Elbmündung. Auf Sylt gab es jetzt auch zwei Marine-Flak-Abteilungen sowie eine Marine-Artillerie-Abteilung. Im Dünenbereich wurden weitere Batteriestellungen gebaut (S. 91), zusätzlich kamen auch noch Luftwaffen-Flak-Stellungen in Kampen, Keitum, Morsum und Westerland hinzu. Die Marine war für Luft- und Seezielbekämpfung zuständig, die Luftwaffe für die Verteidigung der vier Fliegerhorste. Eine Betonstrasse von Kampen nach List wurde durch den RAD gebaut, vor allem zu Zwecken des Militärtransportes. Die Militärbahnen benutzten die Trassen der alten zivilen Inselbahn. Kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde der Westerländer Flughafen noch weiter ausgebaut. Er erhielt nun auch einen Gleisanschluss zur Versorgung der Insel mit Treibstoff, Munition und Nachschubgütern. Es gab hier nun auch eine nachtlandebereite Funkfeuerung und weitere navigatorische Einrichtungen, die bis zum Kriegsende in ständiger Einsatzbereitschaft blieben. Inmitten der Wenningstedter Dünen wurde das Funkmess-Ortungsgerät „Freya“ errichtet, auf der Uwe-Düne bei Kampen eine Marine-Signal-Station zur Nachrichtenübermittlung. Ortungsgeräte wie die Würzburg-Riesen FuMo 214 (Flak) und FuSe 65 standen in den Dünen von Hörnum. Sie sollten nicht nur Feindflieger orten, sondern auch die eigenen Nachtjäger leiten. In den ersten Kriegsmonaten 1939 musste die Sylter Flak die nächtlichen Einflüge der Engländer vollständig auf sich alleine gestellt abwehren. Während des weiteren Kriegsverlaufes wurde die Insel mehrfach von englischen Flugzeugen bombardiert. Die Angriffe wurden vor allem auf Rantum und Hörnum geflogen; die Bomben fielen jedoch grösstenteils entweder in die Dünen, ins Meer oder ins Watt. Nur wenige trafen die Insel selbst. Manche davon, wie etwa eine 350 kg schwere Bombe, wurden in den fünfziger Jahren in den Siedlungen gefunden und entschärft. Der Verfasser bringt in diesem Abschnitt des Buches ein chronologisches Verzeichnis sämtlicher englischer und amerikanischer Luftangriffe auf den Küstenabschnitt rund um Sylt. Die Informationen dafür lieferte das Kriegstagebuch des Inselkommandanten. 1944/ 1945 wurde der Sylter Strand zur Hauptkampflinie. Die damalige Panzermauer – sie dient heute Zwecken des Küstenschutzes – und die Kurpromenade wurden in das Abwehrprogramm miteinbezogen, durch Bunker und dahinterliegende Stellungen verstärkt.Gefallene englische Flieger wurden mit militärischen Ehren auf den Friedhöfen in List und Westerland beigesetzt und später, nach Kriegsende, auf den Zentralfriedhof für englische Kriegsgefallene in Kiel umgebettet. Westerland hat, wie auch Kampen, List, Hörnum und andere Ortschaften, eigene Soldatenfriedhöfe und Gedenkstätten eingerichtet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zerstörten Sprengkommandos der britischen Besatzungsmacht fast sämtliche Bunkeranlagen der Marine. Die Unterkünfte der ehemaligen Flakbatterien blieben erhalten, sie wurden jedoch später teilweise überbaut. Heutzutage werden viele Baracken in den Dünentälern, die lange Zeit als Flüchtlingslager und später dann als Erholungslager dienten, versteigert. Auch in diesem Hauptteil hat der Autor Harald Voigt wiederum viele Fotos miteinbezogen. Eine Karte auf S. 178 zeigt die Ausmasse der Befestigungen auf der Insel Sylt. Bilder von der Kriegsgräberstätte in Westerland und vom Gemeindefriedhof schliessen diesen Abschnitt auf eine passende und angemessene Weise ab. Im Anhang dieses Buches findet sich eine Auflistung der verschiedenen Anlagen mit verschiedenen, erläuternden Texten, sowie eine Erklärung der wichtigsten Abkürzungen. Mein Fazit: Ein sehr lesenswertes Buch, nicht nur für Sylt-Liebhaber. Reihe/Serie Nordfriisk Instituut ; 109 Zusatzinfo zahlr. Abb. Sprache deutsch Masse 210 x 245 mm Einbandart Pappe ISBN-10 3-88007-189-6 / 3880071896 ISBN-13 978-3-88007-189-6 / 9783880071896 ISBN: 3880071896. Gewicht/weight: 2000 gr.
Keywords: Kriegstagebuch des Inselkommandant Sylter Küste Skagerragschlacht ISBN-10 3-88007-189-6 / 3880071896 ISBN-13 978-3-88007-189-6 / 9783880071896 Da ich geschichtlich sehr interessiert bin, hat mich auch die jüngere Geschichte von Sylt gereizt, zumal diese
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