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Rudolf Kreis Umschlaggestaltung: Bernard Vandemeulebroecke - Der gekreuzigte Dionysos. Kindheit und Genie Friedrich Nietzsches. Zur Genese einer Philosophie der Zeitenwende

Title: Der gekreuzigte Dionysos. Kindheit und Genie Friedrich Nietzsches. Zur Genese einer Philosophie der Zeitenwende
Description: , Königshausen + Neumann Königshausen u. Neumann Koenigshausen und Neumann Verlag Dr. Johannes Königshausen + Dr. Thomas Neumann , Würzburg, 1986. 144, 20,4 x 14,8 x 1 cm, Softcover. Zustand: 2. Kindheit und Genie Friedrich Nietzsches Zur Genese einer Philosophie der Zeitenwende Königshausen + Neumann · Würzburg 1986 Vorwort: Die Geheimniswelt des Kindes 9 1. Die Sonne sinkt … 17 2. Die Masken des Dionysos 28 3. Das Attentat Gottes 54 4. Der letzte Faust und sein ästhetizistischer Verschnitt 97 5. Der grosse Mittag 134 Es ist mein Wunsch, dass diese mit Absicht kurz gefasste und auch für den sogenannten Laien lesbar gehaltene Studie über Friedrich Nietzsche dazu führt, dass man ihn selbst liest - und vielleicht einmal so, wie ich ihn bisher noch nirgends gelesen fand: als jemand, der bereit ist, sich mit detektivischem Sinn in die Kindheit dieses »einschneidendsten Philosophen« seit Kant und Hegel (Jaspers) einzufühlen, um auf diesem Wege das Augenmass des Kindes zurückzugewinnen, das Nietzsche einmal war, als sich ihm die Welt über Nacht anders zu lesen gab, und das er in einem ganz bestimmten Sinne immer blieb und bleiben musste. … Soviel ist nachweisbar und wurde schon von Karl Jaspers vermutet: die Grundposition der Philosophie Nietzsches »ist von Anfang an im Kinde da«. Dort und nirgends sonst sind Ort und Stunde aufzusuchen, wo sich ein unvorstellbarer Schmerz des Mitleidenmüssens zur Traummitte seines Genies geformt haben muss. … Was Nietzsche als Kind - und zwar als fünfjährigem - zum einschneidenden Schockerlebnis wurde und sein Genie prägte, war etwas, das man treffend als die Selbstaufhebung Gottes bezeichnen kann. Von diesem unheimlichen Erlebnis war sein Werk - auch wo es sich als >Fröhliche Wissenschaft< maskierte - von Anfang an >unterwandert<. Die Tiefenstruktur, die Matrix des Werks hat hier ihren Ursprung. Selbst der Nichtkenner seiner Werke verknüpft mit Nietzsches Namen sofort den ungeheuerlichen Satz: Gott ist tot. Versteht man ihn bloss religiös, ermisst man nicht im entferntesten seine Tragweite. Denn was sich uns Menschen vor mehr als 3000 Jahren als >Gott< offenbarte, war eine welthistorische Vision, war die befreiende Entdeckung eines Totalwissens zur ungleich effektiveren Erklärung und Bewältigung des Daseins des Menschen auf dieser Erde. Ja, Gott war die Sinnmitte eines so schöpferischen Gedankenkomplexes, dass selbst noch etwas so scheinbar Gottfernes wie die Naturwissenschaft und Technik aus ihm hervorging. Gott, der >Vater<, weist als Gedanke zugleich hin auf die Dynamik der kulturellen Evolution vor 4000 Jahren: auf den Wandel vom Matriarchat, der Herrschaft der Grossen Mutter, zum Patriarchat, der Herrschaft des Einen Gottes, des Königs und Herrn, Schöpfers und Richters, Gesetzgebers und Urteilsvollstreckers. Es ist für die abendländische Philosophie immer äusserst schwierig gewesen, die alles durchdringende Macht des Patriarchats zu erkennen, zumal es unsere grundlegenden Ideen über das Wesen des Menschen fast zur zweiten Natur werden liess. Man akzeptierte seine Lehren und Vorschriften als universal, setzte sie Naturgesetzen gleich. Nietzsche aber war der erste, der den radikalen Bruch mit dem Patriarchat und seiner Bewältigungsform der Wirklichkeit vollzog. Darin war er, wie sich zeigen wird, ungleich kühner und konsequenter als seine grossen zeitgenössischen Bekämpfer des Gestern: Marx und Freud. Die mit >Gott ist tot< auf den Satz gebrachte frühkindliche Totalerfahrung wurde zum Ausgangspunkt einer Philosophie, die sich konsequenterweise nicht weniger in den Sinn setzen konnte als einen umfassenden Wandel unseres bisherigen Denkens, unserer Wahrnehmung und unserer Werte: einen Paradigmenwechsel, eine Ersetzung der nicht mehr angemessenen Bewältigung der Wirklichkeit durch eine andere. Das Unzeitgemässe dieses von Nietzsche angestrebten Paradigmas aber war - und das ist das Erstaunliche -, dass es ganzheitlich-ökologisch ausgerichtet war und den Zeitgenossen einen Gesinnungs- und Verhaltenswandel zumutete, der uns erst heute im Anblick drohender Naturkatastrophen aus eigener Hand höchst ungemütlich ins Bewusstsein dringt. Was aber war es, das den Schock der Selbstaufhebung Gottes in dem fünfjährigen Nietzsche auslöste? Aus den autobiographischen Aufarbeitungsversuchen, die von Lebenslauf zu Lebenslauf immer wieder an derselben Sache ansetzen, wird deutlich, dass es der von schockierenden Umständen begleitete Tod des geliebten Vaters, eines Landpfarrers, war sowie ganz kurz - und wie kausal verknüpft - hinterher der Tod des jüngeren Brüderchens, der dem fünfjährigen Nietzsche zum alles umstürzenden Schlüsselerlebnis wurde. Fast ein Jahr lang wird das Kind hellwacher Augen- und Ohrenzeuge eines erschreckenden Gehirnverfalls, der den gütigen und zu Gott flehenden Vater erbarmungslos peinigt bis zur Erblindung - und schliesslich umbringt. - Nun wird der Tod, vor allem für ein Kind, wohl immer, wenn auch meist vorübergehend, zur umorganisierenden Mitte einer Umwelt, an der plötzlich vieles hell wird. - Eigenartig aber ist, dass sich die Umstände und Hintergründe des Todes des Vaters und Bruders im Bewusstsein des fünfjährigen Nietzsche zu einer Totalerfahrung von Weltverlust ausweiten, die später, als Nietzsche der ganzen christlich-abendländischen Epoche den Kampf ansagt, die Dimension und das Gewicht eines welthistorischen Auftrags annimmt. Wie tief verletzend und verwandelnd dieses Kindheitserlebnis für Nietzsche wurde, wird in dem Augenblick offenbar, wo man das Gesamtwerk in seiner labyrinthischen Bild- und Begriffswelt einmal rückwärts liest auf dieses Trauma zu. … Folgende Denkverführungen … werden durch Nietzsches Werk aufgedeckt: Der Verrat der Erde an das »bleichsüchtige« Ideal einer angeblich >wahren< und >ewigen< Welt; die mit diesem Dualismus von Himmel und Erde zusammenhängende Spaltung von Leib und Geist, Staub und unsterblicher Seele; die Verdrängung (Verteufelung) der tierischen, der sexuellen Natur des Menschen, seines Körper-Ich, durch das auf rationale Vernunft eingeengte Ego; die daraus folgenden Massenhysterien: Verfolgungen, Verbrennungen, Kriege etc.; der Selbstbetrug von der Voraussetzungslosigkeit einer Naturwissenschaft, die in Wahrheit nur die theologische Lehre vom gesetzgebenden Schöpfergott auf ein Naturverhältnis übertrug, in dem man sich (gleich Moses) von der Natur deren Gesetze offenbaren liess - gipfelnd schliesslich im nihilistischen Endlösungswillen totaler Naturbeherrschung; die aus dieser alten Denkverführung resultierende verhängnisvolle Beschränktheit, das eigene logisch-grammatische Ego zum Mass aller Dinge aufzublasen und sich selbst dabei dahingehend zu belügen, das Ganze der Natur sei reduzierbar auf Einfaches; die Übertragung der Vorstellung von den unumstösslich geoffenbarten Bewegungsgesetzen am Himmel auf die ebenso unumstösslichen Bewegungsgesetze sozialer Gruppen auf Erden (Marx); die Verkennung der Seinsunfähigkeit der Welt des Werdens, ihres Kunstwerk-Charakters, aus dem doch folge, dass der Wahrheitsanspruch jeder Lehre Fiktion sei, ein zur Bewältigung der Dinge notwendiger Glaube an das Sein; schliesslich wird aufgedeckt die aus all diesen Denkverführungen notwendig sich ergebende Selbstzersetzung der Wissenschaft sowie, weil gleichen Denkursprungs, der Politik und Moral, kulminierend im Nihilismus und Zynismus der Weltvernichtung. … Und dies alles wurde vor nunmehr hundert Jahren zur erstaunlichen, ja unheimlichen Erkenntnisernte, die ihren Ursprung im einschneidenden Schockerlebnis eines Fünfjährigen hatte, dem ein »unbekannter Gott« ein Doppeltes auflastete, das lange Wolke blieb, ehe der Blitz der Weisheit das Jahrhundert grell beleuchtete: Es war der Vernichtungskampf gegen den alten Gott und zugleich der Befreiungskampf um den >unbekannten Gott<, in dessen Zukunftswelt Himmel und Erde (Hölle), Leib und Geist, Gut und Böse, das männliche und das weibliche Prinzip keine Gegensätze mehr sind. Gemäss dem eingangs erwähnten Wunsch, dass man Nietzsche selbst lesen und seine bisher eher geheim gebliebene als öffentlich gewordene Zukunftsphilosophie entdecken soll, möchte ich dem Leser empfehlen, die Nietzsche-Lektüre mit den autobiographischen Frühschriften sowie den poetischen Versuchen schon des Kindes zu beginnen. Gelehrten wie Karl Schlechta, Mazzino Montinari und Curt Paul Janz ist es zu verdanken, dass uns gerade auch diese Teile von Nietzsches Werk endlich zugänglich sind. … Der gekreuzigte Dionysos. Kindheit und Genie Friedrich Nietzsches. Zur Genese einer Philosophie der Zeitenwende von Rudolf Kreis Nietzsche, Friedrich Philosophiegeschichte Atomare Gefahr Sprache deutsch Masse 135 x 210 mm Einbandart Paperback Atomarkrieg Friedrich Nietzsche Philosophen Nietzsche, Friedrich Philosophie Geschichte ISBN-10 3-88479-240-7 / 3884792407 ISBN-13 978-3-88479-240-7 / 9783884792407 144 Seiten, kartoniert etwa 21 cm hoch, 1,1 cm breit, 13,5 cm tief ISBN 3-88479-240-7 ISBN: 3884792407. Gewicht/weight: 2000 gr.

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Price: EUR 119.00 = appr. US$ 129.33 Seller: LLU Buchservice
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